Seit wir einen Garten, haben versuche ich jedes Jahr aufs neue, Kräuter zu kultivieren. Kräuter aus dem eigenen Garten sind doch noch schöner als die Produkte aus dem Supermarkt oder vom Wochenmarkt.
Unser erster großer Versuch mit einer selbstgebauten Gewürzschnecke versprach zu Anfang auch echten Erfolg. Aber die Freude währte leider nicht sehr lange: Als die Schnecken schlüpften dauerte es nur wenige Nächte und ihre Lieblingskräuter (Basilikum, Petersilie, Schnittlauch und Dill) waren entweder heftig eklig verschleimt oder einfach komplett abgefressen. Lediglich Rosmarin und Salbei scheinen die Biester nicht zu mögen.
Regelmäßiges wegsammeln, Schneckenkorn, Kaffee um die Pflanzen streuen, Bierfallen – alles haben wir probiert, aber nichts war wirklich erfolgreich. Bierfallen ziehen zudem weitere Schnecken erst so richtig an: Schneckenparty mit Freibier!
Das Schneckenkorn erledigte zwar einige, aber nur einen Bruchteil. Und eigentlich hat das Korn auch nichts in der Nähe meiner Kräuter zu suchen.
Da die Gewürze auf der Küchenbank bei uns gerne von Schädlingen befallen werden und ich die Kräuter frisch aus dem Garten ernten möchte, habe ich dieses Jahr doch nochmal einen neuen Versuch gestartet. Zuerst auch mit Erfolg, da das trockene Frühjahr der sonst üblichen Schneckinvasion Einhalt bot.
Aber die Freude war nur vorübergehend: Kaum regnete es wieder regelmäßiger waren die kleine Freßsäcke auch schon wieder da und bevölkerten in Schaaren meine Kräuter. Ruckzuck glichen Basilikum, Sellerie, Petersilie, Zitronenmelisse, zwei Pepperoniepflänzchen und der Dill einem abgefressenem Schlachtfeld.
Doch diesmal wollte ich mich nicht geschlagen geben.
Da kam mir der Katalog eines Gartenzubehöranbieters, der diverses gegen Schnecken anbot, gerade recht. Schneckenfallen sollten es nicht wieder werden, das Sammeln – egal ob mit oder ohne spezieller Schneckenzange – hatte ich auch satt. Aber ein Drahtgitter um einen Schneckenzaun zu bauen klang viel versprechend.
Erste Recherchen im Internet ergaben zwar, dass es unter den Schnecken wahre Kletterkünstler gibt, die selbst einen Schneckenzaun überwinden, dennoch wollte ich einen Versuch damit wagen. Also habe ich schnell das Kräuterbeet ausgemessen und Draht bestellt.
Das Aufstellen und zurechtbiegen dauerte bei unserem nicht ganz rechteckigen Beet etwas länger, aber am Ende stand der eigenwillig anmutende „Mini-Draht-Zaun“. Die Nacht und damit die Fressfeinde meiner lieb gewonnenen Kräuter durften kommen.
Und siehe da, kaum dämmerte es, wollten sich die schleimigen Biester auch noch den Rest meiner Kräuter holen. Gespannt beobachtete ich die Schnecken, wie sie den Zaun hoch schleimten … und holla, sie schafften es tatsächlich nicht, den abgekanteten Winkel zu überbrücken. Sie blieben alle im „Winkel sitzen“ bevor sie sich irgendwann in der Morgendämmerung auf den Rückweg ins Unterholz machten. Welch ein Fest für mich. Endlich scheine ich eine unblutige und chemiefreie Schneckenabwehr gefunden zu haben.
Inzwischen sind rund 4 Wochen vergangen und die regelmäßige Kontrolle ist viel versprechend. Nur eine Kletterkünstlerin habe ich bisher im Beet entdeckt und auf dem schnellstem Wege entfernt. Es ist nicht klar, ob sie den Zaun überwand oder schon vor der Installation im Beet war.
Das Ergebnis kann sich inzwischen sehen lassen: Die Kräuter haben sich erholt und explodieren förmlich. Plötzlich stellt sich heraus, dass ich einige Pflanzen viel zu eng gesetzt habe, den jede einzelne gedeiht prächtig. Das Kräuter so groß und üppig werden können hätte ich in unserem Schneckengarten nicht für möglich gehalten. Nächstes Jahr werde ich das Beet noch um einige Kräuter erweitern und brauche dann bei der Rezeptauswahl keine Rücksicht mehr darauf nehmen, ob die Kräuter hier auf dem Markt oder im Supermarkt erhältlich sind.
An regnerischen Tagen stehe ich jetzt manchmal am Schneckenzaun und betrachte (inzwischen sehr gelassen) die verzweifelten Versuche der Tiere, doch noch einen Weg ins Schlaraffenland zu finden :-).

Ulrike
Beeindruckend, aber soo viel Schneckenzaun kann ich ja gar nicht aufbauen…
Sabine
Oh, wie groß ist Deine zu schützende Fläche?
Zum Glück mögen die Schnecken nicht alle Pflanzen, so das es derzeit bei uns ausreicht deren Lieblings-Gewürze zu schützen. Ich werde mir nächstes Jahr noch eine weitere Fläche schaffen, dann sollte ich alle Gewürze, die wir so verwenden eigentlich frisch aus dem Garten ernten können. Freue mich jetzt schon darauf…