Zorra hat die Food-o-grafie reanimiert. Tolle Aktion, vielen Dank dafür! :-) Denn neben den Rezeptbeschreibungen ist bei uns schon seit ein paar Jahren die Bildsprache ein wichtiges Augenmerk unseres Blogs.
Wir versuchen, zu jedem Gericht eine Step-by-Step-Anleitung zu bauen. Das führt dazu, dass Kochen bei uns mit erheblichem zeitlichem Fotoaufwand verbunden ist, zeitlichem Aufwand. Die Ausrüstung, insbesondere der Kamerabody, ist dabei eigentlich Nebensache. Trotzdem soll es in diesem Beitrag um Hardware gehen, denn Zorra hat genau dazu aufgerufen.
Wir nehmen den Fragenkatalog Zorra mal wörtlich und beantworten die Fragen zu den Kameras und Objektiven. Mikro an, los geht’s:
„Welches Modell ist im Einsatz?“
Im Einsatz sind mehrere Spiegelreflexkameras. Alles begann nach ein Ausflügen mit einigen Bridgekameras mit der ersten Spiegelreflex: Die Canon 450 D, die viele Monate gute Dienste verrichtete. Darauf folgte die 60D. Deutlich bessere Bildqualität, die den Kochblog jedoch keine wirklich notwendige Steigerung. Nach etwa 2 Jahren Kochfotobloggen mit der 60D folgte dann die Vollformatkamera 5D Mark III. Angeschafft wurde sie nicht, um Essen zu fotografieren. Für Foodfotografie ist die eigentlich völlig überkandidelt. Aber sie ist eben da, warum also nicht auch dafür nutzen? Zu den Vorteilen später mehr.
„Wurde es speziell für Food-Fotografie zugelegt?“
Nein, definitiv nicht. Stefan fotografiert auch sonst viel und ist als semiprofessioneller Fotograf auf mehreren Gebieten unterwegs. Sowohl gewerblich für seine Firma, als auch privat. Wer mal ein paar Eindrücke davon erhalten möchte, schaut am besten in Angeklipst-Fotoblog vorbei, oder auf seiner Google+ Seite. Die Kameras wurden für andere Belange angeschafft, nicht für die Food-Fotografie.
„Welches sind die Vor- und Nachteile des Modells?“
Ich antworte mal mit Bezug auf 60D und 5D:
Die 60D besitzt ein Klappdisplay. Falls man Spaß daran hat, mal ungewöhnliche Positionen auszuprobieren, dann ist sowas auch beim Kochen durchaus nützlich. Der Sensor ist ein APS-C Crop-Sensor. Entsprechend ist das Rauschverhalten. Das Licht in der Küche sollte also gut sein, wenn man diese Kamera einsetzt.
Die meisten Bilder in diesem Beitrag wurden übrigens mit der 60D gemacht.
Die 5D Mark III besitzt einen Vollformatsensor. Das macht sie zum einen unverschämt teuer, das macht zum anderen aber auch ihren größten Vorteil aus: Den Einsatz in mittelmäßigen Lichtverhältnissen. Dadurch, dass sich ihre Megapixel den Platz auf einer viel größeren Fläche teilen dürfen als die engbepfropften Sensoren der Crop-Kameras, ist ihr Rauschverhalten wirklich super. Selbst bei hohen ISO-Werten jenseits der 1600 ISO bringt sie hervorragende Ergebnisse. Das sorgt für viel Gelassenheit beim Fotografieren, ganz besonders, wenn man während der Zubereitung fotografiert, so wie wir es jedes mal tun. Weiterer Vorteil: Der größere Sensor ermöglicht bessere Freistellung bei gleichen Blendenwerten im Vergleich zu Cropkameras.
Nachteile der 5D ist neben ihrem Preis vor allem ihr Gewicht und ihre Größe. Wer längere Zeit mit ihr arbeitet wird sich daran erst gewöhnen müssen.
Damit hier kein falscher Eindruck entsteht, möchten wir wiederholen: Die 5D ist als Anschaffung für die Foodfotografie bestenfalls im Profilager (Fooddesign, Fotografie für großformatigen Print) sinnvoll. Für uns Foodblogger hier ist sie nicht als Zweckanschaffung zur Foodfotografie sinnvoll (aber geil ist sie dennoch :-) ). Sinnvoller ist die Investition in Objektive. Gute Gläser mit großen Blendenöffnungen geben auch an günstigen Spiegelreflexbodys professionelle Bildergebnisse und Gestaltungsspielräume. Und wenn dann noch Geld übrig ist: Kauft Euch gutes Licht, investiert in Softboxen und Diffusoren.
„Würdet ihr das Modell wieder kaufen?“
Beide: Jepp. Sowohl die 60D als auch die Mark III sind tolle Kameras mit jeweils eigener Daseinsberechtigung. Für die Foodfotografie sind beide jedoch nicht wirklich notwendig. Wichtiger als die teuren Kamerabodys sind: Gutes Lichtequipment (wird hier sicher noch ein separates Blogthema) und lichtstarke Objektive (=große Blendenöffnung mit brauchbarer Bildqualität). Wir wiederholen uns, gell?
„Welche ist eure Traumkamera?“
Wir haben sie bereits (siehe oben).
„Technische Daten“
60D: 18 Megapixel, APS-C-Sensor, Schwenkdisplay, Video: Ja, und zwar ziemlich gut und brauchbar. Weitere Details: hier.
5D Mark III: 22 Megapixel, Vollformatsensor, Video: Ja, und zwar die beste Qualität die ich in Canons DSLR-Bereich bisher gesehen habe. Weitere Details: hier.
„Welche Objektive besitzt ihr? Falls mehrere welches ist euer liebstes Objektiv für Foodfotos und warum?“
Wir benutzen zum Fotografieren meistens Zoomobjektive im mittleren Brennweitenbereich. Festbrennweiten scheiden für uns aus, weil wir die Entstehungsstory der Gerichte dokumentieren und deshalb schnell reagieren und flexibel sein müssen. Aus Bequemlichkeit lassen wir das Zoom meist zum Schluss bei der Fotografie des fertigen Gerichtes auf der Kamera, hier brächte eine Festbrennweite sicher mehr kreative Möglichkeiten in Bezug auf die Schärfentiefe und die damit verbundene stärkere mögliche Freistellung.
Im Einsatz ist derzeit das Canon EF 24-105 1:4. Vorteil: Abbildungsqualität und Variabilität. Nachteil: Recht hoher Naheinstellpunkt am langen Brennweitenende und recht kleine Startblende 4.
In den Beispielbildern oben hat zusätzlich zur Hardware auch Software zum Ergebnis beigetragen.
Zorra bat um unbearbeitete Beispielbilder, die möchten wir nachfolgend zeigen. Wir fotografieren ausschließlich in RAW. Der Vorteil ist neben dem größeren Dynamikumfang für die Kochfotografie insbesondere, dass ein späterer Weißabgleich problemlos möglich ist. Trotz Beleuchtung mit gleichmäßiger Farbtemperatur ändert sich die Farbtemperatur in der Küche ständig, schließlich sind die Küchenfenster offen und es kommt Tageslicht herein. Ein späterer Weißabgleich ist manchmal Gold wert. Besonders bei uns, denn wir dokumentieren den Zubereitungsablauf. Warum wir das schreiben (es sollte hier doch um Kameras gehen)? Nun, unbearbeitete RAW’s kann man nicht zeigen. Jeder RAW-Entwickler interpretiert das digitale Negativformat auf seine Weise. Wir zeigen hier die Versionen, die Lightroom direkt nach dem Öffnen entwicklet, ohne manuelle Anpassungen.
Zunächst die 5D Mark III. Aufgeschnallt war das 24-105mm von Canon. Die Detailschärfe spricht für sich (rechtes Bild 1:1, anklicken für große Version):
Anschließend ein Bild, dass direkt aus der 60 D kam. Hier zeigt sich, was wir weiter oben meinten: Für die Foodfotografie ist nicht unbedingt eine Spitzenkamera notwendig. Man mag Unterschiede erkennen, aber wer zeigt denn im Blog eine Erbse bildschirmfüllend? Die 60 D macht Spitzenbilder, wie ich finde. Aufgeschnallt war das Canon 15-85, bei diesem Objektiv muss man berücksichtigen, dass es optisch in einer anderen Klasse spielt wie das 24-105mm aus dem Beispiel mit der 5D oben (rechtes Bild 1:1, anklicken für große Version):
Leider fotografieren wir beim kochen immer nur entweder mit der einen oder der anderen Kamera, so dass ich keinen echten Bildvergleich im Foodbereich mit gleichen Motiven zeigen kann. Der Vergleich oben hinkt natürlich, was die Motive angeht, die haben völlig unterschiedliche Beleuchtungen. Da es hier aber um die Kamerabodys, die Sensoren und um Objektive geht, ist der Vergleich der 1:1-Bilder für einen Schärfe- und Detaileindruck vielleicht ganz nützlich.

Ron
Hallo,
schön und ausführlich geschrieben.
Eine Frage hätt ich noch:
Ist das Zoom 24-105 an der 60D wirklich so signifikant besser als das 15-85 er ?
Gruß
Ron
Stefan
Hi Ron, auf keinen Fall ist das pauschal besser für die Foodfotografie. Es hat eventuell leichte Vorteile beim Foodfotografieren, wenn man Freistellung und Schärfentiefe mag. Denn durch die längere Brennweite sind größere Freistellungseffekte möglich (105 mm statt 85 mm). Außerdem ist am „langen Ende“ die Blende jeweils eine andere: Beim 24-105 bleibt es Blende 4, und ist auch tatsächlich „knackscharf“ benutzbar. Beim 15-85 ist es Blende 5,6, und die sollte eventuell noch eine Stunde abgeblendet werden, da sie sehr weich wirkt. Aber das kommt nur zum tragen, wenn man bei der Foodfotografie auf starke Schärfentiefeneffekte steht.
Benutzt man das Aobejktiv auch in anderen Bereichen (so wie ich), kann das schon wieder ganz anders aussehen.
zorra
Danke für den lehrreichen Beitrag. Und eure Fotos sind wirklich toll.