Königsberger Klopse sind eigentlich eine ostpreußische Spezialität. Ab und an gab es die Königsberger in heller Sauce auch bei uns zu Hause im Schwabenland – aber ich mochte sie nie besonders. Vieles was ich früher nicht mochte, schmeckt mir heute aber ausgesprochen gut. Deshalb wollte ich die Königsberger Klopse unbedingt selbst zubereiten. Stefan war zuerst nicht sehr begeistert von der Idee. Aber manchmal ist es einfach gut, wenn man sich nicht abbringen lässt. Die säuerliche, helle Kapernsauce und die Klopse schmeckten einfach klasse. Perfekt dazu passen Kartoffeln.
Zum Glück haben wir genügend gekocht und können noch etwas davon einfrieren. Ich freue mich heute schon aufs auftauen ;o). In vielen Rezepten wird übrigens Kalbsfleisch empfohlen. Leider bekomme ich das hier nur auf Vorbestellung, wie ich beim Metzger erfuhr. Gemischtes Hackfleisch (halb Rind, halb Schwein) war aber ein prima Ersatz.
Zutaten für 10 Königsberger Klopse (4-5 Personen):
- 1000 g gemischtes Hackfleisch
- 2 Eier
- 50 g Semmelbrösel
- 30 g Senf (mittelscharf)
- 2,5 Liter Gemüsebrühe (am besten selbstgemachte)
- 4 Lorbeerblätter
- 100 g + 40 g Butter
- 90 g Mehl
- 400 ml trockener Weißwein
- 400 ml Sahne
- 30 g eingelegte Kapern (Abtropfgewicht)
- geriebene Zitronenschale (von zwei kleinen unbehandelten Zitronen)
- 2 mittelgroße Zwiebeln
- 2 Nelken
- 5 Pimentbeeren
- 1 Zitronenscheibe
- 1 Bund Petersilie
- Salz und Pfeffer
- 10 große Kartoffeln
Zubereitung der Klopse:
Zwiebeln und Petersilie fein hacken. Von der Petersilie 2 Esslöffel fürs Garnieren beiseite stellen. Die Zwiebeln in einer Pfanne mit 40 g Butter andünsten. In eine Schüssel das Hackfleisch zusammen mit den beiden Eiern, den Semmelbrösel und dem Senf geben. Die gegarten Zwiebeln und die Petersilie ebenfalls dazu geben und kräftig mit Salz und Pfeffer würzen. Dann alles gut miteinander vermischen. Ich nehme dazu am liebsten die Hände, aber sicher geht es auch mit einem Löffel ;o).
Die Masse in 10 Teile teilen und jeweils eine Kugel (ca. 5 cm Durchmesser) mit den Händen formen und auf einen Teller legen. Angeblich geht es leichter, wenn man die Hände vorher feucht macht. Parallel die Gemüsebrühe mit den Lorbeerblättern, den beiden Nelken, einer Zitronenscheibe und 5 Pimentbeeren zum köcheln bringen. Wichtig dabei: Der Topf sollte groß genug sein, damit die 10 Klopse nebeneinander frei schwimmen können.
Sobald das Wasser kocht, die Klopse vorsichtig ins Wasser geben. Rund 30 Minuten sollten die Klopse im Wasser köcheln. Nach rund 10 Minuten kommen sie an die Wasseroberfläche – aber anders wie bei Spätzle ist es kein Zeichen dafür, das die Klopse fertig sind. Die 30 Minuten benötigen sie um innen wirklich gar zu sein.
Zubereitung der Sauce:
Während die Klopse köcheln 10 g der Kapern sehr fein hacken. Die Schale von den unbehandelten Zitronen abreiben (wirklich nur die oberste Schicht, da das Weiß der Zitrone bitter schmeckt). Die Kartoffeln schälen und im Salzwasser gar kochen. Am besten erst 15 Minuten nachdem die Klopse aufgesetzt sind, damit die Kartoffeln nicht zu sehr zerfallen.
Nachdem die Klopse rund 20 Minuten geköchelt haben, in einem Topf die Butter schmelzen lassen. Der Topf muss wieder rum groß genug für 10 Klopse und rund 2,5 Liter Sauce sein. Das Mehl dazugeben und unter ständigem rühren bei mittlerer Hitze „anschwitzen“. Wichtig ist dabei das ständige rühren, da sonst die Mehlschwitze anbrennt. Nach rund 4-5 Minuten mit dem Weißwein und der Sahne ablöschen. Wichtig ist dabei: Sofort glatt rühren, da es sonst zu Klümpchen kommen kann.
Jetzt nach und nach etwas von der Brühe, in der die Klopse schwimmen, dazugeben und währenddessen immer weiter rühren, da die Sauce sehr leicht anbrennen kann. Den Zitronenabrieb, die feingehackten Kapern und etwa die Hälfte der Kapernflüssigkeit (bei einem 50 g Gläschen) dazugeben. Aufkochen lassen und so lange köcheln bis der Weißwein verkocht ist. Mit Salz und Pfeffer würzen. Evtl. nochmal etwas von der Brühe dazugeben, sollte die Sauce zu dick werden.
Sämig sollte sie aber in jedem Fall sein. Sobald die Sauce abgeschmeckt ist noch 20 g ganze Kapern dazugeben. Dann die Klopse nach und nach in die Sauce geben und rund 10 Minuten darin ziehen lassen. Die Flamme aber auf aller kleinste Stufe zurück drehen, damit die Sauce ja nicht mehr anbrennen kann – wäre wirklich sehr schade darum. In manchen Rezepten wird noch Zitronensaft dazugeben. Unsere Sauce hatte bereits, auch ohne Zitronensaft, eine angenehm säuerliche Note.
Jetzt nur noch die Kartoffeln abgießen. Zwei Kartoffeln und zwei Klopse auf einen Teller geben und mit reichlich Sauce übergießen. Mit Petersilie garnieren und direkt genießen. Für Saucenfans ein absolutes Muss – der Geschmack ist wirklich klasse.
TIPP: Sollte noch Brühe übrig bleiben – einfach abkühlen lassen und durch ein Sieb mit einem frischgewaschenen, nicht parfümierten Handtuch geben. Die so gewonnen Fleischbrühe läßt sich prima einfrieren und beim nächsten Gericht anstelle von Fertigbrühe einsetzten. Schmeckt garantiert besser.
Bolliskitchen
Lecker lecker, ich liebe Königsberger Klopse!
Ich mache sie mit Kalbsgehacktem und Sardellen drin…..
rike
Lecker!! Habe ich vor Ewigkeit das letzte Mal gemacht. Auch ich habe ein Kalbshack-Problem, daher habe ich auf halb Rind, halb Pute zurückgegriffen. Sardellen habe ich wie Bolli verwendet, die runden das noch ein wenig ab. Aber bei so leckeren Dingen würde ich mich auch auf das Auftauen freuen!
Eva
Danke für die ‚Erinnerung‘ – das könnte es bei uns auch mal wieder geben! Sieht – wie immer – sehr lecker aus bei euch!
Petra
Königsberger Klopse sind was ganz Feines! Bei mir kommen auch Sardellen in den Fleischteig.
nysa
hab die noch nie probiert, da ich kapern so gar nicht gut finde. deine klopse schauen gut aus, eben so wie ich es von bilder der klopse kenne ;-)) lg
Biene
@Bollikitchen & Petra: Sardellen hatten wir noch überlegt. Denke beim nächsten Mal probieren wir es mit.
@nysa: Also wenn Du Kapern nicht magst, solltest Du es lieber nicht probieren. Wäre schade um die Arbeit, wenn es hinterher nicht schmeckt, den die Kapern setzten sich hier schon durch ;o).
Karsten
Nette Seite, bin rein zufällig hier vorbei gekommen.
Nur was sehen meine müden Augen. Wieder jemand, der
Kochklopse als Königsberger Klopse verkaufen will.
Bei Königsberger Klopsen werden Sardellen verarbeitet, bei Kochklopsen nicht. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Vor allem dann, wenn jemand ne Fischallergie hat.
Im Übrigen ist es nicht notwendig eine extra Brühe anzusetzen. Einen entsprechend großen Topf mit Wasser aufsetzen, salzen, Piment, Lorbeerblätter und Zwiebeln zum Köcheln bringen. Bevor die Klopse ins Wasser kommen, das Wasser probieren, ob es Salzig genug ist. Je nach Geschmack nachsalzen, oder wenn schon zu salzig noch Wasser dazu tun.
Bevor Ihr die Klopse endgültig ins Wasser tut, könnt ihr auch kurz die Qualität und den Geschmack eures Hacks prüfen, in dem Ihr ein bisschen vom Hack ins Wasser gebt und es durchziehen lasst. ja nach Größe des Hackbällchens nach 5 oder 10 min. rausnehmen und probieren. Wenn alles nach euren Wünschen ist, könnte Ihr die Klopse endgültig ins Wasser tun. Sollten das Hack nicht würzig genug sein, nachwürzen. Fällt das Hack auseinander, könnte es daran gelegen haben, dass Ihr das Hack nicht lange genug bearbeitet habt. Man merkt dies am besten, an der Konsistens der Hackmasse. Sie bekommt mehr Bindung und wird auch Glatter beim Formen der Klopse.
Ich persönlich verwende keinen Zironenabrieb und auch keine Zitronenscheiben. Lediglich beim Abschmecken der Soße verwende ich frisch gepressten Zitronensaft. Auch Wein verwende ich nicht dafür. Sicher für viele Arme Leute damals auch nicht wirklich in Reichweite und erschwinglich. Und was bitte soll Sahne an den klopsen. Es reicht doch wenn die Italiener alles mit Sahne kochen.
Noch ein Tipp zum Hack. Zum einen können statt des Semmelmehls auch altbackene Brötchen verwendet werden. Diese einfach in lauwarmen Wasser ne viertel Stunde einweichen und ausgedrückt zum Hack hinzugeben.
Die Zwiebeln für das Hack brauchen nicht vorab gedünstet werden, denn Sie kommen eh mit dem Klops in heiße Wasser. Petersilie im Hack wird Grau und sieht auch nicht lecker aus.
Man kann alte deutsche Gerichte sicherlich auch nach seinem Geschmack gestalten, aber muss man Gerichte die an sich wirklich gut schmecken wirklich verändern oder mit Zutaten wie Sahne verunstalten. Im Hack ist genügend Fett, welches Geschmacksträger ist, enthalten.
Gruß Karsten
Sabine
@Karsten: Danke für Deinen ausführlichen Kommentar und Deine Anregungen. Der Tipp, mit dem vorher etwas Hack im Wasser garen, ist klasse und wurde die Tage direkt bei einem anderen Rezept angewandt.
Zu der Sardellenfrage – ich kann es nicht wirklich beurteilen, was die „Original Königsberger Klopse“ ausmacht – im Web findet man wirklich Beides. Denke wir werden es beim nächsten Mal aber mit Sardellen zubereiten und dann auch darüber berichten. Aber ob wir wirklich auf die Sahne verzichten, weiß ich noch nicht, die Sauce war verdammt lecker und am Wochenende sündigen wir schon mal gerne…
Und nebenbei: Ab und an müssen wir ja auch unserem Blognamen alle Ehre machen ;o).
Uta
Zuerst einmal: Kompliment zu eurer Seite. Immer wieder klasse Rezepte und Top-Bilder! Sehr genial. Aber bei dem Rezept… ich kann nicht widerstehen, da wie Karsten, auch meinen Senf zuzugeben. Meine Oma kam aus Königsberg, deshalb sei es mir verziehen. ;-)
Das mit den Sardellen in den Klopsen würde ich nicht mal so eng sehen, aber bei der Soße… Ich glaub euch ja, dass die schmeckt, aber die Originalsoße übertrifft sie sicher um Längen. Wie Karsten schon schrieb, braucht es keine extra Brühe, sondern man gibt in das Klopswasser vorher einige Gewürze hinein, die da wären: 2 Lorbeerblätter, 3 Körner Piment, 5 Pfefferkörner, 1 geschälte Zwiebel und eine Zitronenschale (frische oder getrocknete). Und genügend Salz natürlich.
Wenn die Klopse dann fertig sind, bereitet man eine Mehlschwitze zu und verlängert diese dann mit dem Kochwasser der Klopse. Anschließend abschmecken mit Zucker, Salz und Essig (Einige Leute nehmen auch Zitronensaft, aber ich find Essig gibt den Kick. Muss man allerdings vorsichtig mit sein.) und voila… ;-)
LG Uta
rainer
bei uns zu hause gab es oft Königsberger-Klopse .Mutter , Oma, Tante haben sie gekocht. Nie kamen bei uns Sardellen in den Fleischteig, woher sollten auch die Ostpreussen sie herhaben. Wein wurde nicht verabeitet bei der Mehlschwitze. Aber die Soße wurde noch mit Muskatnuss abgeschmeckt, ebenso in die Klopse. Ich selbst lasse Möhren mitkochen, die ich dann als Farbtupfer in die Soße reinschneide.
LG rainer
Karsten
Hallo Rainer.
ich bestreite nicht, dass deine Mutter, Oma und deine Tante wirklich leckere Kochklopse zubereitet haben. Das ist ein unbestritten leckeres Essen. An sich könnte es mir auch vollkommen egal sein, ob da nun Sardellenfilets ran müssen oder nicht. Kann es nur leider nicht, da ich extrem Allergisch auf Fisch reagiere.
So esse ich auch gerne mal im Restaurant Klopse. Nur muss ich jedes Mal die Frage stellen, ob es wie auf der Karte steht, original Königsberger Klopse sind, oder einfach nur Kochklopse. Das ist bei mir eine Frage auf Leben und Tod. Klingt übertrieben ist aber so.
http://de.wikipedia.org/wiki/Königsberger_Klopse
Letztendlich beruhen solche Hinweise auf „echt so und so“ immer häufiger auf der Unkenntnis der Verbraucher.
Es gibt viele derartige Begriffsverfälschungen. Beispiel: Es gibt ja in jedem Supermarkt Puddingpulver und umgangssprachlich sagt man zum fertig gekochten Produkt Pudding. In Wirklichkeit handelt es sich dabei jedoch nicht um ein Pudding, sondern um ein Flammerie. Ein Pudding dagegen wird vollkommen anders hergestellt und beinhaltet auch andere Zutaten. In der Regel wird der Pudding dann auch oder im Wasserbad zubereitet oder im Rohr gebacken.
Ein weiteres Beispiel ist der Umgangssprachliche Gebrauch des Wortes Frikassee, bei dem es sich wie bei den meisten zubereitet wird, bei uns übrigens auch, um ein Blankett handelt.
Letztendlich ist jedoch immer wichtig, dass das fertige Gericht schmeckt. Und da Kochen auch etwas mit Kreativität zu tun hat, sind selbiger keine Grenzen gesetzt.