Bauabnahme: Die Mamutsitzung

SchlüsselübergabeNun haben wir sie hinter uns: Die Bauabnahme. Als ich gestern ins Auto stieg hatte ich noch vollmundig getönt: „Das geht ganz fix bei uns, bei den paar Punkten, die wir auf der Liste haben„.

Ging es aber nicht. Über 6 Stunden hat die Bauabnahme bei uns gedauert.

Wieso derartig lange?
Das lag zum einen daran, dass unser Bauleiter jeder noch so kleinen Mangel akribisch aufgeschrieben hat. Für jeden einzelnen Punkt hat er sich sehr viel Zeit genommen.

Zum anderen lag das an einigen strittigen Punkten, bei denen der Bauleiter darum kämpfte, dass sie nicht im Abnahmeprotokoll landen. Genauso haben wir darum gekämpft, dass sie hinein kommen. Unglaublich, wie viel Zeit solche Diskussionen fressen…

Und letztlich führte eine langwierige Schlussdiskussion um die finanziellen Aspekte zu dieser langen Abnahmedauer.

Die gute Nachricht zuerst: Wir haben unterschrieben und die neuen Schlüssel halten wir bereits in den Händen. Damit haben wir quasi das „Hausrecht“ übernommen. Es ist irgendwie ein tolles Gefühl, durch das Haus zu gehen und bei sich zu denken: „Alles meins„.

Blümchen für die neue HausherrinDen obligatorischen Blumenstrauß hatten wir bereits zu Beginn des Abnahmegespräches bekommen. Unser Bauleiter hatte Bedenken, dass die Blumen im Auto bei den hohen Temperaturen nicht überleben 🙂

Ein wenig wurmt mich, dass ich in einem Punkt von meinen Prinzipien abgewichen bin: „Unterschreibe nichts, wenn Du Dir nicht ganz sicher bist„.

Ich hatte mir fest vorgenommen, dass ich einen Sicherungseinbehalt vereinbaren werde, der deutlich über dem liegt, was tatsächlich an Material und Arbeit noch zu leisten ist. Überall wird immer wieder darauf hingewiesen, dass ein höherer Einbehalt wichtig ist, damit das Unternehmen sich täglich motiviert fühlt, die Mängel korrekt und vor allen Dingen zeitnah zu beseitigen. Üblich ist der dreifache Betrag der Mangelbeseitigungskosten, liest man häufig.

Unser Bauleiter hat in diesem Punkt energisch darauf hin gewiesen, dass er nicht bereit ist, einen Einbehaltungsbetrag in das Protokoll zu schreiben, der auch nur einen Cent über den tatsächlich noch ausstehenden Kosten liegt. Außerdem wird der Restbetrag nicht in einem Stück fällig wenn alle Mängel beseitigt sind, sondern nach Mängelbeseitigungsfortschritt.

Ich hoffe, ich bereue nicht bitterlich, dass ich trotzdem unterschrieben habe. Letztlich habe ich die Unterschrift gegeben, weil wir unsere Baufirma sehr positiv erlebt haben, weil alle meist engagiert und kundenorientiert waren, weil sie ihre Termine immer 100%ig eingehalten haben. Hoffen wir mal, dass dies auch nach der Abnahme so bleibt.

Der Gutschriftbetrag für die Mängel, die sich nicht beseitigen lassen, fiel äußerst gering aus. Das lag aber nicht daran, dass unser Bauleiter keine Kohle raus gerückt hätte, sondern daran, dass beinahe alle Mängel beseitigt werden sollen. Das war sehr erfreulich und damit hatten wir so nicht gerechnet.

Wir hatten zum Schluss den Eindruck, dass beide Parteien mit dem zusammen erstellten Protokoll sehr gut leben können. Und ich glaube das ist ein wichtiger Punkt. Denn zum einen will (und muss) man sich ja auch in Zukunft noch in die Augen schauen können, zum anderen wäre das wohlig warme „Jetzt-sind-wir-drin“-Gefühl nicht aufgekommen, wenn wir uns im Streit getrennt hätten.

Übrigens: Unser Bauübergabeprotokoll hatte zum Schluss 51 Punkte. Hauptsächlich Kleinkram, trotzdem ganz schön lang, finde ich. Wie sind die Erfahrungen der Mitleser, die so was schon mal mitgemacht haben?

6 Kommentare zu “Bauabnahme: Die Mamutsitzung”

  1. Hausbau Erfahrungen » Blog Archive » Nachvertragliches Wuseln

    […] Die Bauabnahme ist unterschrieben. Eigentlich beginnt jetzt die Phase, in der das Leiden von Bauherren beginnt. Zumindest haben wir das aus Erfahrungsberichten anderen Bauherren so heraus gehört. […]

  2. Hausbau Erfahrungen » Blog Archive » Geheimsache “Sleeping Bag”

    […] Es ist nun schon einige Wochen her, dass wir unserem Hausbauunternehmen förmlich die Bauleistung abgenommen haben. Und deshalb ist es jetzt auch an der Zeit, eine kleine Aktion nachzureichen, über die wir damals nicht schreiben konnten. […]

  3. Hausbau Erfahrungen » Blog Archive » Bauleiter reloaded

    […] Seit dem Ende der Bauaktivitäten und der Bauabnahme hatten wir unseren Bauleiter nicht mehr zu Gesicht bekommen. Die kleineren Reklamationen hatten Serviceteams erledigt. Deshalb gab es eigentlich keinen Grund mehr für ihn, bei uns vorbei zu kommen. […]

  4. Hausbau Erfahrungen » Blog Archive » Das Schlüsselerlebnis...

    […] … liegt heute genau ein Jahr zurück. Vor einem Jahr haben wir nach einer Mamutübergabesitzung die Schlüssel für unsere neue Haustür erhalten – und damit unser Haus. […]

  5. Christian

    Hallo liebe Häuslebauer,

    auch bei uns war die Hausübergabe ein Mammuttermin. Ganz wichtig aus unserer Sicht war es, dass unser Gutachter dabei war. Der war hervorragend vorbereitet, hatte alle Unterlagen geprüft und jedes Detail angesprochen, dass nicht 100% mit seiner Auffassung (staatlich bestellter und geprüfter Sachverständiger Holzbau (Holz-Ständerwerk-Haus)) übereinstimmt. Punkte, die man in anderen Hausabnahmen niemals findet http://unser-haus-von-bos.blogspot.com/2008/04/abnahmeprotokolle.html (bitte nicht persönlich nehmen, wir wünschen den Bauherren alles erdenklich Gute!).

    Während wir auf optische Mängel geachtet haben, hat unser Gutachter die Qualität der Feuchtigkeitssperre, der Isolierung und deren Ausführungsqualität geprüft (und auch Kritikpunkte gefunden). Bei einigen Aspekten standen wir zwar eher als Laien daneben, aber unser Gutachter hat uns zu jedem Punkt erklärt/skizziert, worum es gerade geht und wie es laut Norm (vom Hausanbieter in den Unterlagen genannt) ausgeführt zu sein hat.

    Trotz allem bleibt ein ungutes Gefühl nach diesem Termin.

    Inzwischen weicht dies Gefühl jedoch der Sicherheit, ein gut gebautes Haus gebaut zu haben.

    mfg
    Christian

  6. Torsten

    Hallo, habe eine Frage. Die Abnahme meines Einfamilienhauses war am 21.05.2003 und demnach ist die Gewährleistung abgelaufen. Zu dem zeitpunkt war jedoch der Außenputz nicht aufgetragen. Dies wurde aber in der Abnahmeniederschrift nicht erwähnt. Aufgrund der späteren Rechnung der Hausbaufirma lässt sich aber dies nachweisen. Habe nun auf der Südseite des Hauses eine Vielzahl von Rissen festgestellt. Meine Frage lautet, ob ich nun trotzdem noch Anrecht auf Gewährleistung habe?
    Grüße Torsten



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